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Samstag, 28. Januar 2017

in eigener Sache

📢 in eigener Sache 
Versuch einer Zusammenfassung von Trauma und Analyse:

Traumaüberwindung
Rückführung ins Ich
Aufarbeitung


Ich habe gestern spontan das über Mich dieses Blogs überarbeitet und dabei alles auf den Tisch gelegt, was es noch soweit auf den Tisch zu legen galt. Ich will und werde mich nicht länger für mein bisheriges Leben schämen und ich werde auch nicht mehr in den daraus resultierenden Schuldgefühlen ertrinken, denn ich muss das nun nicht länger. Ich muss mich nicht länger auf diese Emotionen einlassen.

Ich habe erkannt. Und ich habe verstanden.

[  ] Irgendwann war es einfach soweit. Den Moment, in dem es in mir vernehmlich und laut hörbar *Klick* machte, hielt ich damals auf Twitter fest:

Und plötzlich klärt sich nahezu alles auf u alles passt. Alle Fragen sind beantwortet und das verändert absolut alles. Wow!
#Seelenzustände (@JustMe_HH) 10. Oktober 2016

Ich hatte ein Gespräch via DM geführt und ich weiß nicht mehr warum, aber wir schrieben so und irgendwann schrieb mein Gegenüber etwas über die Schrecken der Suchtgesellschaft und die Tücken der Konsumgesellschaft und plötzlich ratterte es nur so in meinem Kopf, ohne Unterlass, bestimmt eine halbe Stunde lang. Klick, klick, klick, klick, klick... es wollte und wollte nicht enden. Lange 30 Minuten und es war der reine (positive) Wahnsinn. Meist ist es nach zwei, drei, vier Klicks vorbei, aber diesmal nicht. Klick, klick, klick, klick... Es müssen hunderte Klicks gewesen sein. Zumindest fühlte es sich so an.

So lang und intensiv hatte ich es noch nie. Ich rief bestimmt an die 1000 mal innerlich sowas wie "alter Schwede!" und "Holy Shit!" und "das kann ja wohl nicht wahr sein!" und dergleichen mehr, ich war ziemlich aus dem Häuschen. ;-)

Ich wurde förmlich überrollt und mitgerissen von einer gigantischen Welle der Erkenntnis, das ich an nichts, an überhaupt g a r  nichts von dem, was mir je zustieß je Schuld gewesen war. Nicht für eine Sekunde!

Ich weiß nicht ob sie sich vorstellen können, was das mit einem macht. Diese bahnbrechende Erkenntnis zu haben. Ein Leben lang fand man sich überhäuft mit Vorurteilen und Schuldgefühlen, war schuldig gemacht worden für Dinge, zu denen andere die Wurzeln gesäät und gelegt hatten, schon vor langer langer Zei. Und immer wieder war man deshalb verurteilt, schuldig gesprochen und abgewertet worden. Und dann kam die Erkenntnis:

Sie, meine Adoptivmutter, hatte auch eine innerliche Wunde. Sie litt unter ihrer Kinderlosigkeit und unter dem Stigma des kein leibliches Kind empfangen und gebären zu können. Und so kompensierte sie ihre Wunde mit mir, ihrem Adoptivkind, und brachte auf diese Weise mir eine Wunde ein. Brachte mir ihre Wunde bei, indem sie sie auf mich übertrug und mich dafür bluten ließ, dass sie nicht so funktionieren konnte, wie sie es sich gewünscht hatte und wie man es allgemeingesellschaftlich betrachtet von ihr erwartete. Und da ich in einer Arbeiterfamilie aufwuchs waren leider auch die Bildungsressourcen nicht so ausgelegt, dass sie von allein drauf kommen und ihre Wunde ohne externe fachliche Hilfe hätte bewältigen können. Mal abgesehen von der emotionalen Stabilität die ihr wundenverursacht ebenfalls fehlte. Und so ging alles seinen Gang. Und ich bin froh, dass es raus ist und das ich es nun so zusammentragen konnte. Nach Jahrzehnten des Leids, verzweifelns und Nichtverstehens.

Und aus diesem Grund bauten sich bei ihr wohl auch diese Emotionen auf, die sie dann auf mich fokussierte und unter denen ich krass zu leiden hatte. Wut, Enttäuschung iS einer endenden Täuschung, Verlustgefühle, Verlustängste, Gefühle des Scheitern, dass Gefühl der eigenen Wertlosigkeit in einer weiblichen Kernkompetenz, Angst und was da wohl noch alles in ihr am wirken war.

ICH hätte ihre Heilung sein sollen, ich hätte ihr die Heilung bringen sollen, dass war der ursprüngliche Plan hinter der Sache mit meiner Adoption.

Doch wir waren uns unerwartet fremd [geblieben], es gab keine [postitive] emotionale Bindung zwischen uns. Ich verstand sie nicht, wie konnte ich denn auch, ich war ein kleines Kind. Und sie verstand mich auch nicht und doch war sie die Erwachsene in diesem irren Teufelsspiel zwischen uns beiden. Sie hätte das alles so nie zulassen dürfen. Ich schrieb es gestern so ähnlich auch im Über mich:

ihre Wut und ihre Enttäuschung darüber, dass es mit mir nicht so war und nicht so wurde wie sie es sich vorgestellt hatte muß grenzenlos gewesen sein.

Und so habe ich gelernt, dass jede/r eine Wunde mit sich herumträgt. Eine, die ihn innen drin ganz tief schmerzt und enorm leiden macht, bis man diese Wunde als Wunde begreift und anerkennt dass sie da ist und sie dann reinigt, verbindet und zart darüber streichelnd zum heilen bringt, mithilfe der Zeit.

Das hat sie wohl nie getan oder auch nicht gekonnt. Was bis heute für mich im dunkeln liegt ist die Antwort auf die Frage danach, woher das kam, ihre Kinderlosigkeit. War sie angeboren, durch eine Krankheit verursacht oder durch etwas ganz anderes?

Was war geschehen, damals? Meine Mutter wurde Anfang der Dreißiger geboren, in schwierige und unruhige Zeiten. Und so vermag ich mir nicht genau vorzustellen was ihr wohl zustieß und was oder wer ihr diese alles überstrahlende Wunde zufügte.

Was sie mir antat kann nicht entschuldigt werden. Es ist unentschuldbar. [unendlich unentschuldbar]

Aber ich stelle mir jetzt natürlich Fragen die ich mir früher aus meinem großen Schmerz heraus nicht stellen konnte.

Was war ihr damals nur zugestoßen? Wer oder durch was wurde ihr diese innere Wunde wohl zugefügt? Ich weiß es nicht. Es liegt im Dunkel. Ich denke dass meine Oma dabei eine Rolle spielte. Und die Umstände. Ich vermute, dass damals etwas schreckliches mit meiner Adoptivmutter geschah, als sie noch sehr jung war. Ich fühle dass sie in der Pubertät war, als ihr "das" geschah. Ich erinnere mich wieder an Bemerkungen meiner Oma die darauf hindeuten könnten, dass damals etwas furchtbares geschah. 

Dass auch ihr etwas zustieß (was auch immer das war bleibt wohl verborgen) kann und darf keinesfalls eine Entschuldigung für sie und ihre Taten sein. Doch ist es eine Erklärung. Und es ist darüber hinaus ein Beispiel dafür was geschieht, wenn wir jemandem eine Wunde zufügen und was das dann im weiteren Geschehen mit demjenigen macht, dem wir eine Wunde zufügten.

Der ursprüngliche Täter wird durch das eigene Verstehen und Begreifen ein Stück weit zum Opfer und das Opfer ist vielleicht später einmal ein Täter, weil es dereinst zu einem Opfer gemacht wurde .. absichtlich oder unabsichtlich.

Und so setzt es sich unendlich fort, dass Rad des Karma, wenn man dem nicht sich selbst bewußt Einhalt gebietet, sich Hilfe holt und aussteigt aus diesem irren Kreis der Wiederholung. Eigentlich ziemlich traurig, wenn man darüber nachdenkt wie banal das im Prinzip alles ist oder in meinem Fall war. Es ist letztlich eine simple Abfolge von menschgemachten Dingen, von Emotionen, von Messern und Wunden, die sich wie von selbst, ja sogar, wie aus sich selbst heraus, weitervererben. Man könnte so fühlen und man könnte so denken und es so sehen, doch möchte ich eigentlich nicht an zerstörerische Urkräfte glauben, die rein und ohne unser mindestes Zutun in uns wirken. Und so erkenne und sehe ich meinen Part in dieser ganzen Sache, wie ich den meiner beiden Mütter an diesem meinen und nun endlich beendeten Dilemma sehe, und erkenne meine Veranwortung in dieser Sache [an].

Ich bin ausgestiegen. Ich werde mein Trauma und meine Probleme nicht [länger] an meine Tochter und die nächsten Generationen weitergeben. Es hat genug Leid gegeben. In meiner Adoptivfamilie, bei meiner leiblichen Mutter, bei mir und meinen Kindern. Hier, an dieser Stelle wird es enden. Ich fühle mich wesentlich erleichtert. Es ist vorbei! Winke-winke Adoptionstrauma... Ich mach drei xxx Endlich bin ich damit durch!


Erkenntnisverarbeitung braucht Zeit und so war ich in den vergangenen Monaten überwiegend ruhig nach außen hin und schrieb wenig auf Twitter. Ich weilte meist im Off und ich wartete auf etwas. Worauf genau wußte ich selbst nicht. Inzwischen weiß ich es, inzwischen habe ich auch das verstanden und gelernt.

Rilke schrieb mal etwas schönes das mir oft geholfen hat damit zu leben, dass manch Frage in meinem Leben noch nicht beantwortet worden war und es doch aber so sehr dringend sein wollte:


"Geduld
Und ich möchte dich,
so gut ich kann bitten,
Geduld zu haben gegen alles Ungelöste
in deinem Herzen,
und zu verstehen.
Die Fragen selbst liebzuhaben
wie verschlossene Stuben
und wie Bücher, die in einer fremden Sprache
geschrieben sind.
Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben könntest.
Und es handelt sich darum,
alles zu leben.
Vielleicht lebst du dann
allmählich – ohne es zu merken –
eines fernen Tages in die Antwort hinein."

Also übte ich mich in Geduld und Gelassenheit und ließ den Dingen ihren Lauf und gab mir Zeit. Die Zeit, die mein Inneres benötigte, um umfassend zu verstehen.

Denn ich mußte das Erlebte erst verarbeiten, ich mußte das erlangte Wissen aus diesem "Trigger" in die tiefen Weiten meiner inneren Welt sickern lassen, es von innen heraus greifen und verstehen, es musste arbeiten in mir, um zu reifen und zu einem [weiteren] Schritt in der eigenen Entwicklung zu werden. Und zwar zu einem gigantischen Schritt in eine ganz neue Dimension.

Ein Schritt von dem ich mir immer gewünscht hatte, dass ich ihn einst würde tun können. Der entscheidende Schritt der mich endgültig heraus katapultieren würde aus der Welt des ewigen Dunkel, des allumfassenden Leids, der Scham und der Schuld. Zurück zu meiner Würde und zurück ins hier und jetzt.


Mir ist selbst grad etwas schwindelig während ich diese Zeilen schreibe. Ich hatte es mir nicht so vorgestellt. Ich hatte es mir immer etwas anders vorgestellt. Ich dachte ich würde die Entschuldigung meiner Mutter und die Anerkennung ihrer Schuld und ihre Einsicht brauchen, um meinen inneren Frieden zu finden. Ich hatte auf eine Art Abrechnung hingearbeitet, all die Jahrzehnte. Und dann sollte es plötzlich nicht mehr so sein. Dann war plötzlich auf einmal alles anders.


Und ich erkannte,
das aufgelöst wird
durch verstehen und
ausfällt durch verzeihen.

me/28.10.2016

Ich goß diese Worte damals in einen Tweet, um den Moment festzuhalten:


Ein halbes Leben auf eine Abrechnung zusteuern.Um zu erkennen, das durch Verstehen aufgelöst wird, ausfällt durch verzeihen. #Seelenzustände (@JustMe_HH) 28. Oktober 2016


Und so setzen sich unablässig Dinge in Gang und ich schreite in meiner Entwicklung voran und setzte mich gestern dann spontan auf den Hintern, um das Über Mich dieses Blogs zu überarbeiten (im Prinzip auch eine Folge des letzten Eintrages namens "es rattert wieder" von vor 4 Tagen) und bin nun dabei wieder einen Teil meiner Geschichte in die Welt hinauszulassen. Zur Befreiung und um ein Beispiel zu geben wie es sein kann im Leben.

Dass ich diese Zeilen und die Überarbeitung des Über Mich unter dem Neumond schreibe der heute am 28.01.2017 um exakt 01:07:11 Uhr (am Ende der dunklen Stunde) begann, gibt diesen Tagen, die für mich bereits seit vergangenen Montag einen spürbar außerordentlichen Verlauf nehmen, etwas ganz besonderes und magisches. Eine besondere Note.

An einem solchen Tag zu sterben und neu geboren zu werden ist sehr symbolträchtig und scheint mir passend zu der besonderen Situation zu sein.

Und so weiß ich nun, wie es sich anfühlt wenn ein Stern geboren wird, wie ich ebenso weiß, wie es ist, wenn ein Tsunami über einen hereinbricht und alles nicht mehr gebrauchte und überalterte mit sich hinwegfegt und im Gepäck die Erneuerung mitbringt.


Schließen möchte ich den heutigen Eintrag mit einem Gedicht:


In jedem Winter
steckt ein zitternder Frühling,
und hinter dem Schleier jeder Nacht
verbirgt sich ein lächelnder Morgen.

Khalil Gibran


Und nun entschuldigen sie mich bitte, ich muss jetzt erstmal ein bischen weinen gehen gehen, vor Freude und Glücksgefühl.
29.01.17: Mama, I'm done with you. I am now able to forgive you and let go. Once you will step in front of your personal judge and it will be up to them, it will be in their work to judge about you, to decide what to do and what to say about all the things you did to me. From now on, its no longer up to me, cause I am now free of you!

Ich sage meinen Dank, so sei es. Amen.


Pat - 28.01.2017
         12:59h
        29.01.2017, 17:33h
        überarbeitet und erweitert
        27.11.2022
        Fehlerkorrekturen


Tags: Tagebucheintrag, spontan, Erkenntnis, Befreiung, frei, frei_sein, frei_werden, Schuld, Scham, Leid, Rilke, Info, Trauma, Traumaüberwindung, Adoption, Mutter, AMutter

Freitag, 13. Mai 2016

Levia, Me und alte Ängste


(flatternde Seele)

Levia, Me und alte Ängste 


"Schhhh, hab' keine Angst wenn es dich zwickt oder zwackt. Das ist nur dein Körper. Der, den du fast ein Leben lang nicht spüren konntest. Der, zu dem du irgendwann die Verbindung verloren hast. Weil es dir unerträglich wurde ihn bewußt zu spüren und zu fühlen." 

Mit diesen Worten an mich selbst beginnt es und dann fließt es:

Wir wissen nun, das es Gründe für das NichtMehrSpürenWollen gab. Irgendetwas geschah damals, in vermutlich frühester Kindheit (wir vermuten innerhalb der ersten 1,5 - ? Jahre) und dann vergaßen wir, das wir einen Körper haben und suchten unser Heil im Geist und in der Seele, im Reich der Innerwelt und in unserer Phantasie. 

Das war unser Weg, zu überleben. Wir spalteten ihn ab, diesen Körper, um nicht mehr ohnmächtig fühlen zu müssen, was in ihm vorging. Wir hatten damals keine Kontrolle über unsere Situation, wir waren eine im Kleinkindkörper Gefangene, die hilflos und ohnmächtig gezwungen war, zu ertragen, was mit ihr geschah. 

Danach dann hatten wir diesen Körper einfach nicht mehr. Das Gehen funktionierte automatisch, alles andere in punkto Bewegung und Ernährung auch, irgendwie. Wir bewegten uns mit träumerischer Sicherheit und es wirkte, als seien wir uns dieses Körpers bewußt. 

Nein, das waren wir nicht. So ganz und garnicht. Aus unserer Sicht hatten wir keinen Körper. Rein logisch betrachtet wußten wir natürlich, das wir einen Körper hatten, aber wir konnten ihn nicht fühlen und wir mochten ihn nicht mehr wahrnehmen. Und so konnten wir ihn nicht angemessen schützen im Laufe der nächsten Jahrzehnte. Nicht vor Verletzung, Gewalt, Missbrauch oder Krankheit und Selbstzerstörung. Und wenn wir uns zu sehr mit dem Körper konfrontiert sahen, zu sehr mit der Nase darauf gestoßen wurden, das es ihn gibt.. dann sorgten wir in aller Regel dafür, das wir schnellstmöglich wieder wegkamen von diesem "Kontakt" und der Situation. Denn wir wollten nie wieder ohnmächtig sein und hilflos zusehen müssen, wie wir Schmerz, Leid, Ablehnung, Zurückweisung oder Ignoranz erfuhren und dem scheinbar nichts entgegenzusetzen hatten. *Und so wiederholten wir in Spiralform alte Muster der Vergangenheit, Zeiten um Zeiten lang, bis wir mehr und mehr mit der Nase darauf gestoßen wurden, das damit etwas nicht richtig sein konnte und ruderten, nicht darin zu versinken. 

Doch nun - ist heute. Ist nicht mehr damals, ist heute. Heute bin ich gewachsen, heute bin ich eine erwachsene und gestandene Frau von 52 Jahren. Eine, die auszog ins Unbekannte, die von der Vergangenheit in den Moment des Seins zurückkehrte, um rückschauend die kleine "Levia" von damals an die Hand zu nehmen, um sie nun endlich aus ihrem Schattenland zu befreien und um ihr liebevoll zu zeigen, das nun alles okay ist, so wie es jetzt ist. 

Sie soll nun keine Angst mehr haben müssen, denn es ist jemand da, jemand der sich gut um sie kümmert; es gibt jemanden der sie liebt und der begriffen hat, das "Frieden machen" nicht nur heißt, denen zu vergeben, die einen einst leiden machten, sondern das es darüber hinaus viel mehr darum geht, dieses einsame, tief verletzte und ohnmächtige kleine Mädchen von einst (ich nenne sie, wie gesagt, seit kurzem "Levia") liebevoll zu befreien aus den alten Erfahrungen, Ängsten und Erlebnissen und sie wieder ganz mit mir und meiner Seele zu vereinen. Auf das es uns stark mache und sie nicht mehr weinen muss. 

Folgende Zeilen schrieb ich, wohl für und über die kleine Levia, im Februar 2016: 


Zittern 

Wenn ein Zittern durch die Seele geht,
und etwas sich mit wimmern und klagen erhebt,
so möchte ich liebevoll sein,
es umarmen und für es scheinen.
Möchte den Schmerz und die Traurigkeit nehmen,
möchte helfen beim sehnen,
nach Liebe und Licht,
möchte ein Zeichen geben,
denn ich liebe - auch dich.
 




Und so ist Schmerz zu empfinden nichts weiter als eine körperliche Empfindung. Eine vor der man keine Angst mehr haben muss, eine Erfahrung, in die man nun hineinspüren darf, ohne in Panik zu verfallen. 

Wenn es hier oder da zwackt, dann sind es schlichtweg Signale des Körpers, Anzeichen das es hier oder da ein Problem gibt und das ich etwas dagegen unternehmen sollte. Und da wir nun gewachsen sind und ich inzwischen als Erwachsene voll handlungsfähig bin, ist das nichts, wovor ich mich (länger) fürchten müsste. Denn es gibt für alles eine Lösung und am Ende wird sowieso alles gut, denn:





- Ende -



Pat - 13.05.2016, 10:37h 


P.S.: Nach dem schreiben dieser Zeilen erfasst mich nun nach der ersten Erleichterung wieder eine latente Unruhe. Sollte ich es wirklich posten?? Diese stumme Frage taucht nun auf. 

"Ja, ich werde das posten! Es muss sein." antwortet es von tief drinnen. Nunja, okay, da ist er wieder, der gutbekannte alte Zwiespalt. ;-) 

Aber, so sage ich mir in diesem Moment auch: "Du musst das tun. Du musst diese Dinge einmal auf dem "Altar der Wahrheit" (deiner Wahrheit!) opfern um dich dann darüber erheben zu können und dich zu entfernen, diese alten Dinge loslassen zu können, um dich frei zu machen, um dadurch wiederum insgesamt eine 'höhere' (entferntere, breitere) Perspektive einnehmen zu können."

Und so spreche ich mir selbst Mut zu, um die Zeit des Korrekturlesens und "aufhübschens" (Links am PC hübsch verpacken/Tweets einbinden, ein passendes Bild finden) dieser kleinen Geschichte aus meinem Leben zu überstehen, bis es heißt:


"Wollen Sie jetzt veröffentlichen?"

"Ja."

wird die Antwort dann zweifellos lauten. 


Bis dahin atme ich etwas schwerer als sonst, aber hey, "wir" werden oder sind ja nun gute Freunde, mein Körper und ich. Mir schaffen das! ;-) 

Pat - 13.05.2016, 13:23h 



Pat - 13.05.2016, 17:48h (last edit)


P.P.S.: 

Mir wurde gerade noch etwas wichtiges klar: 

Mein überwiegendes Leben lang ging es irgendwie auch immer wieder darum, meine Grenzen auszutesten und/oder zu weiten. 

Heute geht es darum, meine körperlichen und psychischen Grenzen zu schützen und zu bewahren

denn:

SIE beschützen MICH! 


Pat - 14.05.2016, 0:54h (really last edit*)


Tags: #Seelenzustände,Geschichte, Körper, Levia, Schmerzen, Twitter, Gegenwart, Geist, Kindheit, Leben, Leid, Liebe, Veränderung, Entwicklung, Wahrnehmung

Freitag, 23. Oktober 2015

Die Stimme [Erzählung]

Die Stimme (in meinem Kopf)

"Oh, sie hört Stimmen. Sie ist ver-rückt, fesselt sie und verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen! Sie könnte ansteckend sein und gefährlich!"

Das ist etwas übertrieben und überspitzt formuliert, aber das sind erstmal Gedanken, die ich hatte, als ich über die Stimme in meinem Kopf nachdachte. Diese Stimme "spricht" nicht wirklich mit mir, ich hörte sie nicht leibhaftig. Es war eher eine Art Bewusstsein in mir, dass stetig Beurteilungen über mich sendete. Ein "Etwas" dass mir wieder und wieder über Jahrzehnte hinweg heftige Vorwürfe machte. Darüber, dass ich eine Versagerin sei und nichts richtig machen könne. Dass ich nichts zustande bringen würde, obwohl ich doch mal eine glänzende Zukunft hätte haben können, bei "etwas mehr Einsatz oder Disziplin". Haha, ja. So einfach war das immer. Ich hätts ja anders machen können oder sollen (das stimmt sicher in einigen Punkten, ließ aber leider meine Ausgangslage meistens völlig außer Sicht), aber ICH habs verkackt, ich habe da, dort und da auch versagt. Das alte negative Spiel. In jedem Gespräch musste ich mir das von meiner Adoptivmutter anhören und so sprach auch diese Stimme.

Diese "Stimme" hatte die Wirkkraft einer mentalen "Hexe", die über lange Zeit ihr Gift in meinem Inneren verspritzte. Ich hatte ihr irgendwann so gut wie nichts mehr entgegenzusetzen. Ich war außerstande mich gegen die permanente Verletzung und Abwertung zu wehren. Denn all das fiel zum Teil (dank der jahrzehntelangen Vorarbeit) auf "fruchtbaren Boden". Ich sah mich zu einem Teil selbst so. Ich geriet in mächtige Anfälle von Selbstzweifel, machte mich selbst nieder indem ich der Stimme oft recht gab. Ich war außerstande zu erkennen, das ich der Stimme einer inzwischen alten, verbitterten und hässlichen Frau Raum in mir geboten hatte. Wie hatte das nur passieren können? (Und was war damals nur in ihrem Leben geschehen, das sie so wurde? Meine Adoptivmutter wurde 1932 geboren, 7 Jahre vor Kriegsbeginn, in furchtbar unruhigen  Zeiten. Was hat sie damals wohl durchgemacht, fragte ich mich Sinn suchend. 

Eines Tages führte ich ein Reflektionsgespräch zum Thema Abwertung und negatives Denken und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: 
Ich hatte die ewig negative, abwertende und nörgelnde Stimme meiner Adoptivmutter in meinem Kopf. Sie war es, die weiter in mir sprach und mich von innen weiterhin fertig machte, ganz wie früher. Distanztechnisch war sie somit unabhängig von ihrer physischen Existenz geworden, und somit immer präsent, wenn bei mir etwas schief lief oder ich mies drauf war (depressiv) und mit meinem Leben haderte.

Als mir DAS klar wurde (es ist nun 2-3 Jahre her), war ich fassungslos und außer mir. Und sehr traurig, dass ich das all' die Zeit zugelassen hatte. Ich weinte spontan heftig an diesem Tag und ich fühlte mich elend. Ausgerechnet meinen gefühlt schlimmsten Feind, meine Nemesis, hatte ich in meinen Kopf gelassen! Eine furchtbare Vorstellung. Aber hatte ich das wirklich? Hatte ich damals eine Wahl oder hatte sie sich einfach hinterrücks eingeschlichen wie ein Dieb, heimlich im Stillen, sich einfach als Ausdruck meines Kindheitsdilemmas in mir manifestiert? Da ich diese Stimme gefühlt mein Leben lang kenne (höre), war ich wohl noch sehr klein, als sie sich manifestieren konnte. Ein kleines Kind hat keine Kontrolle über derlei Dinge. Es weiß ja nicht mal, das sowas wie Abwertung, Stellvertretersyndrom, Manifestation existiert.  Wie wird es dann eine Wahl gehabt haben? Es hatte keine Wahl. Ich hatte damals keine Wahl. Aber heute habe ich eine. Es wird Zeit, das die Erwachsene in mir das kleine verängstigte Mädchen an die Hand nimmt und den Schrecken von ihr.  

Somit barg diese Erkenntnis eben auch eine große Chance: 
jetzt wo ich wußte, was (oder besser WER!) mich da innerlich all die Zeit so zerstörend malträtiert hatte, konnte ich ihr die Existenzberechtigung aberkennen und sie aus meinem Kopf verjagen. 

Was das für ein widerliches Gefühl war, als ich sie (meine Adoptivmutter) in meinem Kopf entdeckte, kann ich kaum beschreiben. Es war eine Mischung aus Entsetzen, Verstehen, Ekel und Ohnmacht. Ausgerechnet die Frau, die mich schon früher auf's äußerste gequält hatte, hatte ich als Stellvertreter für Abwertung u. Mobbing in meinen Kopf gelassen. Über Jahrzehnte hockte sie versteckt in einem schattigen Winkel, um immer dann, wenn sich eine günstige Gelegenheit bot, nach vorne zu preschen, um mir in vernichtender Art und Weise "klarzumachen" was ich für eine Versagerin war, dass ich alles falsch machte und sie sowieso nicht an mich glaube und so konnte sie ihren bitteren Stellvertreterkrieg in mir führen.

Sie war mir durchgerutscht, war gut getarnt in mir existent. Von zuhause (aus der elterlichen Wohnung) konnte ich damals mit 16 fliehen und mich somit räumlich trennen. Auch Telefongespräche oder Treffen kann ich kontrolliert zulassen oder eben nicht. Aber etwas, was sich als Überzeugung und Agitator in deinem Kopf einnistet und dessen du dir nicht mal BEWUSST bist, das es existiert und was dahintersteckt, warum es existiert, das ist wie ein unsichtbarer Feind. Unmöglich zu entdecken, bis man der Fratze irgendwann direkt ins hässliche Gesicht starrt, sie endlich erkennt und sie beim Namen nennt.

Heute höre ich sie nur noch sehr selten und wie üblich wenn mal wieder was schiefläuft. Aber da ich nun weiß, das dieses 'nur' ein altes Echo aus der Vergangenheit ist, kann ich damit umgehen und sie zum Schweigen bringen. Es verliert sich dann schnell wieder. Meistens jedenfalls. So ganz werde ich das wohl nicht wieder los, dafür war's einfach zu lang da, in mir vorhanden, aber es ist schlicht ne Sache des Umganges und da habe ich tüchtig dazugelernt. 

Das ist schonmal was. Ein Anfang auf jeden Fall, es ist Licht wo vorher Schatten war. Vermutlich ist alles auch eine Sache der Einstellung dazu.

Pat - 23.10.15, 18:07h [Update 24.10 - 16:25h]
Tags: Achtsamkeit, Adoptivmutter, Depression, Leid, Schilderung, Erkenntnis, Stimme